Geschichte Hawai’is

Once upon a time…

Es waren vermutlich Polynesier von den Marquesas-Inseln, welche zwischen dem 2. und 6. Jahrhundert als erste Übersiedler nach Hawaiʻi gelangten; der Inselgruppe, welche die nördliche Spitze des „Polynesischen Dreiecks“ bildet. Dann gab es 500 Jahre lang offenbar keinen Kontakt zur Außenwelt. Es entwickelte sich eine eigenständige Kultur. Eine zweite Siedlerwelle von Polynesiern folgte etwa im 11. Jahrhundert von Tahiti aus. Die Seefahrer waren in der Lage, die ungeheure Entfernung von etwa 5500 Kilometern von den Marquesa Inseln mit großen Auslegerkanus mit Hilfe der Sternen, der Dünung, Wolkenbildung und Vogelschwärmen zu navigieren. All diese Informationsquellen zusammengenommen ermöglichten es ihnen, über tausende von Kilometern zielgenau eine bestimmte Insel anzusteuern. Ihre Doppelrumpfboote bestanden aus ausgehöhlten und mit Harzen abgedichteten Baumstämmen als Schwimmkörper. An der Spitze der neu-hawaiischen Gesellschaft standen die Ali’i (Adligen), die ihre mystische Abstammung auf Götter zurückführten und ihre Macht auf das Prinzip des Kapu (Tabu) stützten. Kapu erlaubt und verbietet bestimmte Handlungen, Orte, Gegenstände, Tiere und Personen, die als Sitz oder Träger einer besonderen Art von Mana gekennzeichnet waren. Auch das Aussprechen bestimmter Worte oder Begriffe konnte auf solche Weise mit einem Verbot belegt sein. Männer und Frauen durften nicht gemeinsam essen, außer auf Seereisen in kleinen Kanus. Den Frauen war der Verzehr von Schwein, Meeresschildkröte und Hunden, sowie Bananen und Kokosnüssen durch Tabu grundsätzlich verboten. Der Vollzug der Todesstrafe wegen Tabubruchs war keine Seltenheit. Darüber hinaus war das Brechen der Knochen und das Herausreißen der Augen als Strafe üblich. Zwei Orte galten als Asylplätze (puʻuhonua), wo Tabubrechern Schutz gewährt wurde. Der eine befand sich bei Waipio im Distrikt Kohala, der andere bei Hōnaunau, südlich von Nāpoʻopoʻo an der Kealakekua-Bucht.

Den Ali’is folgten gesellschaftlich die Priester und nach diesen kam das gemeine Volk. Zeitweise kam es zu Kriegen zwischen verschiedenen Stämmen. Ein Clan wurde jeweils vom Ali’i angeführt, einem von den Göttern abstammenden Häuptling, oft eine Frau.

 

James Cook

Am 20. Januar 1778 landete James Cook auf seiner dritten Pazifikreise auf der Insel Kauaʻi, die bereits am 18. Januar gesichtet worden war. Der eigentliche Zweck seines Unternehmens bestand darin, eine Passage in den Atlantik zwischen Alaska und Sibirien zu finden. Er nannte die Inseln, auf denen noch immer mehrere Königreiche bestanden, zu Ehren des Lord Sandwich (1. Lord der britischen Admiralität) „Sandwich Islands“. Cook betrieb vorwiegend für Schmuck Tauschgeschäfte mit den Einheimischen und ließ neben Schweinen und Ziegen diverses Saatgut zurück. Allerdings schleppte Cooks Besatzung auch Alkohol, Prostitution und fremde Krankheiten wie Masern, Windpocken, Syphilis, Typhus, Pest und Lepra auf die Insel ein, welche die Bevölkerung innerhalb der folgenden 80 Jahre von 300.000 auf 60.000 schrumpfen ließen.

Am 17. Januar 1779 ging Cook mit seinen Schiffen in der Kealakekua-Bucht auf der Insel Moku O Keawe (Big Island) vor Anker, wo zu dieser Jahreszeit die einheimische Bevölkerung ein Fest zu Ehren des Gottes Lono feierte. Lono, der Fruchtbarkeitsgott, der auch für die Musik zuständig ist und mit dem Osten verbunden wird. Er stieg auf einem Regenbogen zur Erde hinab um dort Laka, u.a. die Patronin der Hula-Tänzer und heilige Wächterin der Natur, zu ehelichen. Ihm zu Ehren wurde jedes Jahr das Makahiki Fest gefeiert. Da Cook genau dann ankam, wurde er mit Lono verwechselt, freudig aufgenommen und sogar als jene Gottheit verehrt. Im Februar 1779 verließ Cook die Inseln, kehrte aber für Reparaturarbeiten an einem seiner beschädigten Schiffe wenige Tage später in die Kealakekua-Bucht zurück. Diesmal war der Empfang nicht mehr so freundlich und nach einigen Missverständnissen mit den Einheimischen wurden er und ein Teil seiner Mannschaft am 14. Februar 1779 getötet.

 

Königreich Hawai’i

Kamehameha I., vereint nach langen blutigen Kämpfen alle Inseln zu einem Königreich. Ab 1810 war er alleiniger Herrscher und damit der erste König von Hawai’i. Einmal an der Macht, erweist er sich als gütiger Herrscher, der sich um die Traditionen bemüht. Seine Kamehameha-Dynastie regierte bis 1872, danach folgten noch drei gewählte Könige. Immer wieder bedroht war jedoch die Unabhängigkeit Hawaiʻis. Die Beziehungen Hawaiʻis zu den Vereinigten Staaten waren anfangs sehr gut. So ließen sich ab 1820 US-amerikanische Missionare in Honolulu nieder und Königin Ka’ahumanu (Frau des Kamehameha I.) bekannte sich 1824 zum Protestantismus. 1830 verbot sie Hula in der Öffentlichkeit. Nach ihrem Tod 1832, wurde das Verbot in von christlichen Missionsstationen und frommen Häuptlingen abgelegenen Gebieten nicht mehr durchgesetzt.

Am 19. Dezember 1842 erfolgte die Anerkennung der Unabhängigkeit Hawaiʻis durch die Vereinigten Staaten. Der Einfluss wurde dennoch etwa seit 1850 stetig größer. Immer mehr Weiße kommen ins Land der Kanaka Maoli – der „echten Hawaiier“. Für die calvinistischen US-Missionare sind sie nur „Wilde“, denen ein neuer Glaube eingetrichtert, die eigene Sprache und die sinnesfrohen Bräuche ausgetrieben werden. 1875 wurde ein Vertrag geschlossen, der es erlaubte, Zucker aus Hawaiʻi zollfrei in die USA zu exportieren. Weiße Zuckerbarone verwandeln das Paradies in Plantagen. Sie haben leichtes Spiel, denn die „echten Hawaiier“ kennen keinen Privatbesitz. Erst unter der Regierung des König Kalākaua (reg. 1874-1891) wurden die Einschränkungen aufgehoben und die alten Traditionen – sofern noch vorhanden – wiederbelebt und besonders durch den König gefördert. An seiner 50. Geburtstagsfeier fanden große öffentliche Hula-Vorführungen statt.

Unter dem Einfluß der Missionare installiert König Kamehameha III. eine institutionelle Monarchie. Ein Großteil der Ländereien geht an ausländische Investoren. 1887 konnten die USA nach einer Ergänzung des Vertrags den Marinestützpunkt Pearl Harbor übernehmen; 1890 kontrollierten sie schon fast die Hälfte der 16705 Quadratkilometer Hawai’is. Doch sie wollen mehr. Als die letzte Königin Lili’uokalani († 1917) den US-amerikanischen Einfluss zurückdrängen wollte, wurde sie 1893 in einem von Plantagen-besitzern und den USA unterstützten Putsch gestürzt. Die hawaiische Sprache wurde aus den Schulen verbannt. 1894 wurde die Republik Hawai’i errichtet, 1898 wird Hawai’i US-Territorium. Konsequent verwandelt es sich immer mehr in ein Stück USA, in eine mit Zucker überzogene Festung. 1901 gründete James Dole in Hawaiʻi die „Hawaiian Pineapple Company“ – und schon bald bringen die Dampfschiffe auch die ersten Touristen. 1935 nimmt PanAm Airways den Linienflugverkehr zwischen Kalifornien und Honolulu auf.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Pearl Harbor zum wichtigsten Flottenstützpunkt der USA im Pazifik ausgebaut. Mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 begann für die Vereinigten Staaten der Zweite Weltkrieg und die den Einheimischen heilige Insel Kaho’olawe wird zum Bombenziel für Manöver von US-Soldaten. Über Hawaiʻi wurde das Kriegsrecht verhängt und viele Eltern gehen dazu über, ihren Kindern englische Vornamen zu geben.

Der 50. Bundesstaat – heute

Nachdem die Einwanderung von Asiaten und US-Amerikanern die Hawaiier zur Minderheit im eigenen Land gemacht hatte, wurde Hawaiʻi am 21. August 1959 nach einem Volksentscheid zum 50. Bundesstaat der USA erklärt. Im selben Jahr landet das erste Düsenflugzeug – das Zeitalter des Massentourismus beginnt.

Die USA verabschiedeten 1993 die Apology Resolution, mit der sie den Putsch gegen die Monarchie von 1893 für unrechtmäßig erklärten und dafür, 100 Jahre (!) später, um Entschuldigung baten. Am 23. November 1993 wurde das Gesetz von beiden Häusern des Kongresses verabschiedet und am gleichen Tag von Präsident Bill Clinton unterzeichnet.

Die polynesische Urbevölkerung, nun in der Minderheit, fordert heute wieder mehr Unabhängigkeit, Rechte und Land für die Hawaiier sowie eine Sezession von den Vereinigten Staaten. Heute leben lediglich noch 120.000 Nachkommen (meist Mischlinge) der zu Zeiten Cooks 300.000 Ureinwohner auf den Inseln. Nach der Annektierung Hawai’is wurde Hula neben anderen Bereichen hawaiischer Kultur unter dem Einfluss der USA zurückgedrängt. Um 1970 begann die bis heute anhaltende Hawaiian Renaissance, die auch zu einer wachsenden Rückbesinnung auf Traditionen des Hula führte. Zu den deutlichsten Zeichen gehören zahlreiche Wettbewerbe und Festivals, darunter das seit 1963, besonders zu Ehren des fröhlichen Monarchen David Kalākauas, veranstaltete Merrie Monarch Festival.